Beobachtungen mit dem neuen Expo-Teleskop in Melle


Letzte Nacht hatte ich zum wiederholtem Mal die Gelegenheit durch den 1,12 Meter Newton Spiegel der Meller Expo Sternwarte zu schauen. Durch jahrelange Erfahrungen am 60cm Cassegrain Teleskop der Osnabrücker Sternfreunde (2 min. Autofahrt von der Expo Sternwarte) dachte ich vorm ersten Besuch der Sternwarte eigentlich schon " abgehärtet " zu sein; aber schon beim ersten Durchschauen durch den doppelt so großen Spiegel (die Nacht war nicht besonders gut) verschlug es mir echt die Sprache: M 57 schön grell, natürlich mit Zentralstern und groooß ! Leider zog es danach zu und außer Albireo war nichts mehr zu machen...
Bei meinen nächstem Besuch und bei besserem Himmel folgte noch der
Hantelnebel (ha, von wegen Standardobjekt und deswegen langweilig) mit tollen Helligkeitsabstufungen, dunklen Einbuchtungen in den Nebel und zahlreichen Sternen im Nebel selbst. Zu meiner Verwunderung hatten die Betreiber keine Nebelfilter; also kurz den UHC aus´m Auto geholt und: boahhhh!!! Auch Herr Riepe, der die nächtliche Führung durch die Milchstraße leitete war begeistert. Noch mal ein mächtiger Schub in Sachen Kontrast und Details. Die Form: Der hellste Teil glich einer Sanduhr, wobei jeweils ein zarter aber heller Nebelbogen die scharfe Grenze zum "leeren" Raum wies. In der helleren Hälfte der Sanduhr war eine dunkle, hakenförmige Einbuchtung erkennbar, die in den Nebel hereinstach. Jeweils 90° zur "Sanduhr" versetzt zwei weitaus größere und schwächere Nebelbögen, die den Hauptteil umspannten und fein mit Materie ausgefüllt waren. Auch hier schien mir die "Grenze zum Raum" durch eine abrupte Verdichtung der Materie am Rand der Bögen klar erkennbar. Hier den Gesamteindruck in Worte zu fassen scheint mir kaum möglich (wie auch bei den folgenden Objekten).
Cirrusnebel im UHC (leider hatte ich keinen [OIII] mit):
Der Sturmvogel um den Stern 52 Cygni war anvisiert und breitete vor den staunenden Augen des Betrachters seine filigranen und verwobenen Schwingen weit, sehr weit aus. Einfach gigantisch, die feinen Filamente zu verfolgen, wie sie sich mehrmals kreuzen, bis sie hauchzart und spitz zulaufend im Raum auslaufen. Auch der in interstellarum 4 auf Seite 20 beschriebene feine Nebelbogen direkt bei 52 Cygni war kein Problem. Jedoch erschien er mir nicht wie auf der Zeichnung (Seite 22) vom Stern ausgehend, sondern sich parallel zum Hauptteil des Nebels am Stern vorbeizuwinden. Mich hätte noch besonders Pickering´s Triangular Wisp (den mittleren, schwachen Teil den Cirrusnebelkomplexes) interessiert, da jedoch noch andere Besucher den Sturmvogel sehen wollten verkniff ich mir die Frage danach.
Die folgenden Objekte wurden in mehren Nächten eingestellt; ob die
Reihenfolge so stimmt weiß ich nicht mehr...
NGC 6543 im Drachen: Mein erster Gedanke beim Blick durch´s Okular: SEHR
GRÜN, keine Frage! Schön... und die Form? Ein sehr heller Ring um den Zentralstern. Am Ringäußerem "klebten" zwei entgegengesetzt laufende Häkchen, die wie kleine Galaxienärmchen aussahen.
M 11: Ich bin kein Freund von Sternhaufen ("sehen eh´doch alle gleich aus,
lieber schwache Emissionsnebel" :-)) aber M 11 mit seiner Unmenge an Sternen fesselte mich ans Okular! Ein Stern tat sich durch seine größere Helligkeit hervor, die schwächeren Sterne schienen Ketten und Muster zu bilden. Ich glaube, man sollte Astronomie nicht zu einseitig betreiben, sonst entgeht einem der ein oder andere bemerkenswerte Anblick! Beim nächsten Abend mit meinem 10" Dob wird sicherlich M11 ganz oben auf meiner "most Wanted Liste" stehen ;-)
Ich durfte einen Wunsch äußern... "NGC 7008 im Schwan würd´ ich gerne
gucken "! Kurz darauf stand er im UHC gefiltertem Okular - wie ein Fragezeichen sah er aus, den "Punkt" des Fragezeichens bildete ein Stern. Im Nebelbogen waren deutlich die in "interstellarum" erwähnten Knoten sichtbar; nicht unbedingt an der Grenze der Wahrnehmbarkeit :-)
NGC 7009 (ja, schon wieder ein PN :-)), der Saturnnebel: Hatte ich noch
nie vorher gesehen; jetzt stand er türkisblau im Okular. Der elliptische Nebel wurde von zwei Nebelknoten flankiert, die dem Beobachter den Eindruck eines schwachen Saturn´s in Kantenstellung vermittelten.
NGC 281 in der Cassiopeia; wieder ein Wunsch eines sonst recht stillen
Gastes ;-) Auch dieser wurde mir gewährt. Jedoch auch mit UHC Filter und 7mm AP war der Anblick im Okular enttäuschend. Habe ich im 10" Dob auch schon so gesehen - der 1 Meter Spiegel sticht hier wohl mehr durch das Objekt durch, wobei der Kontrast zum Hintergrund völlig verloren geht. Mein Dob hat bei maximaler AP fast 2° Gesichtsfeld, was sich bei großen Nebeln sehr zum Vorteil auswirkt. Eine Zeichnung von NGC 281 mit meinem Dob kann man auf meiner Homepage sehen.
Das Teleskop schwenkt in den Pegasus, genauer gesagt auf die Position von M
15, den Kugelhaufen, der den Planetarischen Nebel Pease 1 enthält. Das wissen die Besucher nicht; auch ohne davon zu wissen wird der Anblick so vieler Sterne im Okular der Hammer sein. Ich freue mich schon während die anderen gucken und lege mir in meiner Jackentasche den 2" UHC zurecht um ihn dann auf der Leiter stehend zu zücken. Aber erst ohne Filter. Bei 320x Vergrößerung ein toller Anblick - der Himmel ist gut, das Teleskop ist groß= seeeehr viele Sterne. Nun halte ich den UHC vor´s Okular; ich weiß, der [OIII] Filter währe die bessere Wahl. Vor 3 Jahren habe ich diesen schwachen Nebelhauch an der Wahrnehmungsgrenze mit einem 12" Dob erwischt (siehe interstellarum 15 Seite 7), danach auf dem 2. BTM bei besseren Bedingungen mit meinem 10"er; beide Male mit [OIII] Filter. Nur habe ich jetzt keinen [OIII] Filter :-( Naja, der UHC wird’s wohl auch tun...einfach mal ausprobieren. Denkste, Fehlanzeige. Nix zu sehen, nur noch einen etwas kastrierten M 15 aber kein Pease 1. Beim nächsten Mal habe ich den [OIII] zur Hand :-)