Astronomische Zeichnungen mit Paint Shop Pro 5
Eine etwas andere Zeichentechnik


Astronomische Zeichnungen sind nur mit Bleistift und Papier möglich! Computerzeichnungen wirken immer gekünstelt und geben nicht das am Fernrohr Gesehene wieder! Etwas Sinnverwandtes las ich vor einger Zeit in einer Astrozeitschrift und machte mir zu diesem Zeitpunkt keine Gedanken darüber. Jetzt sehe ich das aber ganz anders: Man kann sehrwohl Zeichnungen am PC herstellen, die den wirklichen Anblick im Fernrohr sehr nahe kommen und durchaus realtistischer sein können, als so manche Bleistiftzeichnung bekannter Amateurastronomen! Etwa zwei Monate, nachdem ich den Artikel mit den obigen Behauptungen las (und ihn auch wieder vergessen hatte), scannte ich diverse Zeichnungen ein und war entsetzt, wie schlecht diese am Bildschirm dargestellt wurden. Nun hatte ich schon seit einiger Zeit das auf jeder Shareware-CD zu findende Bildberabeitungsprogramm Paint Shop Pro auf meinem Rechner, mit dem ich nun versuchte, diese Zeichnungen wieder zu restaurieren. Schnell wurde deutlich, dass sich dieses kleine Programm hervorragend zu diesem Zweck eignete und der Schritt zur kompletten Zeichnung am PC war nur noch eine Frage des Wetters. Nach der nächsten erfolgreichen Beobachtung mit Skizze setzte ich mich an PSP und innerhalb einer halben Stunde war mir ohne große vorherige Übung eine schon recht ansehnliche Zeichnung von NGC 404 (einer Galaxie in der Andromeda) gelungen. Um obige Behauptung in Frage zu stellen, möchte ich nun Schritt für Schritt darstellen, wie ich meine Zeichnungen anfertige.
Die folgende Beschreibung ist sehr trocken; ich habe versucht, den Gebrauch von PSP so einfach wie möglich zu erklären.


Schritt 1
: Am Fernrohr arbeite ich natürlich auch noch mit Papier und Bleistift; hierbei versuche ich aber nicht schon eine perfekte Zeichnung hinzulegen, sondern achte nur darauf, Helligkeitsnuancen, Struktur, Form des Objekts und Helligkeitsübergänge möglichst genau für die spätere Reinzeichnung am PC festzuhalten. Dies gelingt mir auch mit Randnotizen, die auf schwer skizzierbare Details verweisen oder Details in der Skizze näher erklären. Die folgenden Schritte sollten möglichst schnell nach der Beobachtung erfolgen, da sich für gewisse Zeit der Eindruck des Objekts auch noch im Gedächtnis "eingebrannt" hat und man hierdurch z.B. die Gesamthelligkeit des Objekts noch realistischer als aus der Skizze ableiten kann.

Schritt 2
: PSP starten (ich benutze PSP 5 engl., aber es gibt in der Zwischenzeit auch schon eine deutsche Version) und unter dem File Menü auf New klicken. Nun kann man die Bildgrösse, Hintergrundfarbe unter anderem einstellen. Ich verwende immer 800x600 Pixel und als Hintergrundfarbe schwarz; die Bildgrösse kann aber nach belieben variiert werden. Unter der Menüleiste befindet sich bei PSP eine Leiste mit Symbolen, hier sollte man die Option Toggle Control Palette (bei der dt. Version Stile Feld) aktivieren. Die Schaltfläche Controls erscheint.

Schritt 3
: Die Basis für die Zeichnung ist geschaffen (in diesem Fall schwarzer Hintergund und weisses Objekt). Jetzt wird das Gesichtsfeld des Okulars gezogen, indem man auf der linken Sysmbolleiste das unterste Symbol (Shapes) anklickt und unter der Control Schaltfläche die Optionen einstellt. Man sollte darauf achten, dass der Ring mögl. gross ist, damit man die Objekte so detailliert wie nur irgend möglich zeichnen kann.

Schritt 4
: Jetzt fängt das Übertragen des Skizzierten auf das imaginäre Blatt auf meinem Rechner an. Zuerst werden mit Hilfe der Paint Brushes Funktion (linke Symbolleiste) und den Einstellungen unter der Control Schaltfläche die Positionen der gesehenen Sterne markiert. Falls man einen Stern an eine falsche Position gezeichnet hat, kann man diesen wieder löschen, indem man die Zeichenfarbe von weiss auf schwarz umändert (rechte Schaltfläche) und den weissen Punkt wieder schwarz färbt. Nun zoomt man jeweils einen Stern so nah heran, dass der Pixel, der vorläufig den Stern darstellt, schön gross sichtbar ist. Wenn dies geschehen ist, wählt man die Retouch Funktion aus.

Schritt 5: Jetzt geht es darum, dem Stern den nötigen "Glanz" zu geben; also die unterschiedlichen Sternhelligkeiten zu zeichnen. Wenn die Retouch Funktion ausgewählt ist, stellt man die Optionen auf der Control Schaltfläche ein und klickt die benachbarten Pixel so lange an, bis ein symetrisches Muster ensteht. So erscheint der Stern in einem ganz neuen Glanz... Zoomt man heraus, so sieht man den Unterschied zu den anderen, noch unbearbeiten Sternen! Ist der Stern noch zu schwach, so erhellt man die umgebenden Pixel so lange weiter (wie oben beschrieben), bis der Stern dem Eindruck im Okular entspricht.     

Schritt 6: Soll ein Stern schwächer als der Originalpixel sein, mit dem Sie die Position des Sterns markiert haben, so stellen Sie unter Controls, Untermenü Tool Controls auf Darken RGB und klicken so lange auf den Pixel, bis er dunkel genug erscheint. Zur Kontolle sollten Sie immer mal wieder heraus zoomen und den Pixel im Vergleich zu den anderen betrachten.

Sobald alle Sterne nach dem obigen Verfahren bearbeitet sind (mit ein wenig Übung geht das nach 10-15 Minuten), folgt nun das Objekt:

Schritt 7: Auch bei dem Objekt kommt die Retouch Funktion zum Einsatz: man stellt unter Controls, Untermenü Tool Controls auf Lighten RGB und wechselt dann auf das Untermenü Brush Tip. Hier stellt man die Grösse (Size) des "Pinsels", die Opazität (Opacity) und die Dichte (Density) so ein, dass man flächig (z.B. Size 7) und schwach (Opacity 22, Density 22) zeichnet. Hardness und Step sollten so klein wie möglich gestellt werden. Jetzt hat man ein Tool, welches sich zum "schraffieren" ideal eignet... .      

Schritt 8
: Ist die obige Einstellung geschehen, fängt man an, die Umrisse des Nebels zu zeichnen, dann das Innere des Nebels möglichst homogen aufzufüllen, bis es die Helligkeit des Umrisses hat. Jetzt kann man hellere Details und Abstufungen (z.B. Kern einer Galaxie oder eines Kugelhaufens) in den Nebel zeichnen, bis alle helleren Abschnitte so wie im Okular erscheinen. Natürlich kann hierbei die Helligkeit des Pinsels nach belieben über die Funktionen Density und Opacity variiert werden.

Schritt 9
: Falls dunklere Einbuchtungen oder änliches in dem Objekt registriert wurden, wechselt man nun unter dem Menü Tool Controls auf Darken RGB und stellt den Pinsel auf die gewünschte Grösse und Dichte (ausprobieren). Das Zeichnen dunkler Details im Nebel geht dann genau so wie das Zeichnen des Nebels selbst.

Schritt 10
: Um das Objekt plastischer und realistischer darzustellen, sollte jetzt unter dem Menü Tool Controls die Funktion Soften eingestellt werden. Beim Soften verwäscht die zuvor pixelige Zeichnung und es entstehen fliessende Übergänge zwischen den Helligkeitsstufen. Der Pinsel wird möglichst gross eingestellt (<30) und die Dichte und Opazität recht klein, da sonst der Effekt zu stark ist und die Zeichnung "künstlich" wirkt.

Schritt 11
: Wenn das Objekt unrealistisch hell wirkt, dann kann man einfach noch mal die Darken Funktion aktivieren, den Pinsel möglichst gross stellen und das ganze Objekt so weit verdunkeln, bis der Anblick im Okular getroffen ist.

Schritt 12
: Beim Soften sind Sterne im Objekt auch mit verwaschen, so dass diese wie in den Schritten 4-6 nachbearbeitet werden müssen.

Schritt 13: Letztlich kann man die Zeichnung so ausschneiden, dass unnötige Flächen verschwinden... .

Und fertig ist die Zeichnung, erstellt mit PSP!!

Mit ein wenig Übung sind mit diesem Verfahren durchaus realistische Zeichnungen erstellbar, einfach mal ausprobieren.