Beobachtungsprojekt Cepheus
Daniel Restemeier

Das Sternbild Cepheus ist geprägt durch die sommerliche Milchstraße, deren Band sich durch den südlichen Teil des Sternbildes zieht. Hier wimmelt es förmlich von schwachen Nebeln, Sternhaufen und Planetarischen Nebeln. Aber auch Galaxienfans kommen im Nordteil auf ihre Kosten. Trotzdem waren erst wenige "selber da", locken doch die nahen Showpieces im Schwan und Cassiopeia.

Bereits 1984 erschien ein Artikel, in dem Objekte im Cepheus visuell beobachtet wurden. Damals beschrieb Karl Buse in seinem lesenswerten Bericht "S wie Sharpless – Beobachtergruppe hat Erfolg beim Aufsuchen von S-Nebeln" [1] auf packende Weise seine Reisen durch den Cepheus, Sharpless Nebeln auf der Spur. Auch nach 20 Jahren ist dieser Bericht immer noch einer der wenigen deutschsprachigen Pionierleistungen auf dem Gebiet der Beobachtung großflächiger, lichtschwacher Gasnebel aus dem Sharpless Katalog.
1997, als ich diesen Bericht zum ersten Mal las, war das für mich absolutes Neuland. Wie viele Nebel könnte ich mit meinem Teleskop sehen ? Sehe ich überhaupt irgend etwas? Es gab eine einfache Lösung für meine Probleme: Selber nachschauen!
Noch im darauffolgenden Herbst konnte ich 8 Sharpless Nebel erfolgreich beobachten. Grund genug, für mich ein kleines Projekt daraus zu machen. Ein Aufruf zum mitmachen folgte in der ersten "Magellan" [2]. Leider schlief danach das Projekt vorerst wieder ein.
Erst im Sommer 2002 begann ich das Projekt komplett von Neuem, diesmal mit allen Arten von Objekten im Cepheus. Das Ergebnis ist eine Liste mit 81 Beobachtungen, die sicher nicht vollständig ist, aber einen guten Eindruck von der Vielfalt der in dieser Region anzutreffenden Objekte ermöglicht.

Als Kartenmaterial kamen Uranometria, Deep Sky Field Guide, Sky Atlas 2000 [3; 4; 5] sowie Ausdrucke aus Guide [6] zum Einsatz. Den südlichen Teil des Sternbildes durchsuchte ich mit Hilfe einer großen Karte, die ich mir aus 11 DIN A4 Ausdrucken aus Guide 6.0 zusammengeklebt hatte. Hier waren bei einem Maßstab von ca. 5 Grad pro Blatt und 11mag Grenzgröße der Großteil meiner Zielobjekte verzeichnet, ohne dass es, dank des großen Maßstabes, unübersichtlich wurde. Außerdem standen mir die zum Auffinden und Identifizieren wichtigen Daten aller Objekte in einer kleinen Mappe zusammengestellt zur Verfügung.

Objekte im Cepheus

Unter [7] werden weit über 1000 Objekte aufgelistet, wenn man gezielt unter "Cepheus" sucht. Den größten Teil davon bilden schwache UGC- und MCG-Galaxien, sowie viele weitere exotische Kotaloge die nicht weiter von mir berücksichtigt wurden, um den Überblick behalten zu können.
Meine "bereinigte" Objektliste umfaßte schließlich 51 Gasnebel, 39 Offene Haufen, 12 Planetarische Nebel, 9 Galaxien und einen Kugelsternhaufen. Dass ein großer Teil der Liste für mich nicht machbar sein würde, war mir dabei klar.

Beobachtungen

Den Hauptteil dieses Berichtes stellen meine Beobachtungen. Den persönlichen Schwerpunkt bilden dabei die Gasnebel (gemeint sind Emissions- und Reflexionsnebel). Alle gesuchten Objekte (ob gefunden oder nicht) werden hier in ein paar Sätzen kurz beschrieben.
Die Beobachtungen fanden unter ländlichem Himmel (faintest star (fst) 5mag5 in den hellen Nächten und bis 6mag4 im Herbst) statt. Dabei beobachtete ich mit meinem 10" f/5.4 Dobson. Da die großflächigen Nebel geradezu nach reichlich Gesichtsfeld schreien, bieten sich hier aber auch kleine Refraktoren, mit Nebelfiltern ausgestattet, an. So waren z.B. IC 1396 und Sharpless 132 für einen 70mm Refraktor unter vernünftigem Landhimmel kein Problem.
Es sollte für wirklich jede Optik etwas in dieser sehr abwechslungsreichen Himmelsregion zu finden sein!

Wann ist es in Deutschland schon mal richtig klar ? Immer dann natürlich, wenn man gerade keine Zeit zum Beobachten hat!
Aus diesem Grund konnte ich mich häufig nicht all zu lange an einem Objekt aufhalten (hauptsächlich bei den Offenen Haufen). So sollen die aufgelisteten Beobachtungen dabei helfen, einen ersten Überblick über ein Objekt zu bekommen sowie die Objekte leichter selber zu finden und zu identifizieren. Deswegen sind auch alle Objekte (unterteilt nach Art) in der Reihenfolge aufgelistet die meinem subjektiven Schwierigkeitseindruck unter meinen Bedingungen (Teleskop, Himmel, ...) entspricht.
Aus besagtem Zeitmangel wurde eine "Strategie" notwendig. Um die wenigen guten Nächte im Herbst voll für die Zeichnungen und schwierigen Beobachtungen nutzen zu können, wurde z.B. ein Großteil der Offenen Sternhaufen schon Ende Juni (Sommersonnenwende) besucht, viele Planetarische Nebel folgten im Juli...

Dieser Bericht soll ausdrücklich zum Nachbeobachten oder besser noch zum durchführen eines eigenen Projektes anregen.
Da teleskopisches Sehen eine sehr individuelle Form der Wahrnehmung ist, sollte sich der Leser nicht voll und ganz auf meine Beobachtungen verlassen und krampfhaft versuchen auch wirklich GENAU das Gleiche zu sehen. Ganz im Gegenteil wäre es sicher besser, möglichst unvoreingenommen zu beobachten, um nicht den Blick für mögliche andere Details zu verlieren.
Also nix wie rann an die Teleskope, denn nur wer selber dort war kann auch mitreden! :-)

[1] Buse: S wie Sharpless - Beobachtergruppe..., SuW 10/84 S. 522
[2] D. Restemeier: Beobachtungsprojekt Cepheus, Magellan 1/99 S. 29
[3] Lovi, Rappaport, Tirion: Uranometria 2000.0, Richmond/VA 1991
[4] Cragin, Lucyk, Rappaport: The Deep Sky Field Guide, Richmond/VA 1993
[5] Will Tirion: Sky Atlas 2000.0, Sky Publishing Corp. 1981
[6] Guide 6.0 – 8.0, Project Pluto, 1997, www.projectpluto.com
[7] http://www.messier45.com/