Deep Sky Zeichnungen am PC
Zeichnen am PC- dazu gibt es
viele Meinungen, wie ich immer wieder festgestellt habe. Von "das sind gar
keine richtigen Zeichnungen" bis "wow, sehr realistisch" ist
dabei alles vertreten.
In diesem Bericht versuche ich deswegen, meine Technik der Zeichnungserstellung
ein bisschen näher zu beleuchten, um diese sehr spezielle Variante des
Zeichnens etwas transparenter werden zu lassen. Ich will dabei niemanden
bekehren, sondern nur dem eh schon Interessierten ein paar Tips geben, dem eher
Abgeneigten zeigen, dass diese Methode kein böser Zauber, sondern praktisch
exakt dieselbe Technik ist, die bei konventionellen Papierzeichnungen auch
Anwendung findet.
Vor- und Nachteile meiner Technik:
- mit Geduld und Übung sind realistische Ergebnisse möglich
- präzises, pixelgenaues Zeichnen, so hängt die Qualität der Zeichnung nicht
mehr von der momentanen Beschaffenheit des Stiftes oder des Radiergummis ab, der
Eindruck vom Objekt kann im Idealfall sehr genau umgesetzt werden
- flexibel, alle Objekte (Sonne, Mond, Planeten und Deep Sky) sind möglich
- bereichernde Effekte wie z.B. Lichthöfe und Spikes um helle Sterne lassen die
Zeichnung interessanter wirken und sind mit dem PC kein Problem
- immer gleich aussehendes Design
- sehr weiche Verläufe in den Objekten möglich, ganz so wie in der Realität
- eventuelle Fehler während der Zeichnungserstellung können mit
"Undo" problemlos wieder rückgängig gemacht werden
- der Anblick der fertigen Zeichnung kann von Monitor zu Monitor sehr stark
variieren, so kann der eigentlich gewünschte Eindruck an einem anderen PC ganz
anders wirken! Das Problem wird durch die LCD/TFT Monitore mit ihren sehr
starken Kontrasten verschärft. Allerdings betrifft dieses Problem ALLE im
Internet verfügbaren Zeichnungen und Fotografien mehr oder weniger
- es stecken hunderte bis tausende Mausklicks in einer Zeichnung, man braucht
viel Geduld und die nötige Zeit (1 bis 5 Std.) für ein wirklich gutes Ergebnis
- die ersten Ergebnisse können durchaus sehr bescheiden werden und
unrealistisch wirken, die Technik erfordert viel Übung. Wenn man aber seine
persönlich richtige Vorgehensweise gefunden hat, gelingt es auch immer wieder
- Papier- und Bleistiftstruktur gehen hier natürlich völlig verloren, das ist
Geschmacksache...
Die folgende Vorgangsbeschreibung muss nicht unbedingt zu 100% übernommen
werden, es gibt auch andere Wege, um zu einer ansehnlichen PC Zeichnung zu
kommen. Trotzdem könnte die Lektüre des Folgenden dem Interessierten einige
interessante Hilfestellungen beim Finden eines eigenen Stils bieten.
Sterndarstellungen allgemein
Da meine Sterne recht aufwendig (Lichthöfe und Spikes um die
helleren, bei
allen weiche Verläufe in die "Schwärze der Nacht") gestaltet
sind,
hat es sich als unmöglich heraus gestellt, diese bei jeder
Zeichnung immer neu
anzufertigen. Schon früh bin ich deswegen auf die Idee gekommen,
die Sterne einmal in einer Vorlage möglichst "perfekt" zu
zeichnen, diese
abzuspeichern und dann nach Bedarf diese Sterne aus der Vorlage in die
entstehende Zeichnung zu kopieren. Da sich im Laufe der Zeit
Geschmack/Technik/Anforderungen bei der Sterndarstellung geändert
haben, hat
sich diese über die Jahre erheblich verändert. Deswegen
hier ein paar Beispiele meiner Entwicklung.
Da ich mich entschieden habe, meine Zeichnungen nicht mehr für Printmedien zu
optimieren (benötigt allgemein "fettere" Sterne, damit gerade die
schwächeren nicht in der Körnung des Druckes untergehen), konnte ich im bisher
letzten Schritt meiner Entwicklung die Sterne noch mal deutlich feiner zeichnen.
Hier eine kleine Auswahl an verschieden hellen Sternen aus meiner aktuellen
Sternvorlage.
Die Sterne sind auf die gleiche Weise entstanden, wie ich auch Nebel zeichne.
Dies wird weiter unten beschrieben...
Im Folgenden beschreibe ich meine genaue Vorgehensweise anhand einer aktuellen
Beobachtung des Offenen Sternhaufens M 52 und des Bubble-Nebels NGC 7635, beide
in der Cassiopeia gelegen.
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An erster Stelle steht natürlich die Rohskizze auf Papier, die
direkt am Teleskop entsteht. Diese darf ruhig fürchterlich ausschauen,
Hauptsache, man erkennt Zuhause noch alles Wichtige für die weiteren Schritte.
Falsch positionierte Sterne werden durchgestrichen, harte und weiche Nebelkanten
unterschieden, verschiedene Helligkeitsintesitäten durch unterschiedlich starke
Schraffur eingezeichnet, nach Möglichkeit die Helligkeiten der Sterne
durchnumeriert und vor allem auch Randnotizen gemacht, die die Zeichnung um
wichtige Aspekte, die schwerlich einzuzeichnen waren oder nicht besonders
deutlich aus dem Skizzierten hervorgehen, ergänzen. Die
Numerierung der Sterne nach Helligkeit funktioniert in einem lockeren Sternfeld noch ganz
gut. Will man z.B. reiche Sternhaufen zeichnen, so muss man sich entweder auf
verschieden dick gezeichnete Sterne beschränken, oder notfalls (!) auf ein
gutes Sternkartenprogramm wie Guide, The Sky, o.ä. zurückgreifen, um so
unklare Sternhelligkeiten rekonstruieren zu können.
Die Arbeit am PC beginnt:
Vorbereitungen
Die fertige Vorlage wird geladen. Diese besteht in meinem Fall aus einem Bild
(800x600) mit schwarzem Hintergrund, in dem der graue (weiss blendet zu sehr)
Gesichtsfeldkreis und meine Grauskala zur korrekten Helligkeitsanpassung des
Monitors enthalten sind. Man kann das alles natürlich jedesmal neu machen, wenn
man aber diese Standardschritte einmal zur Wiederverwendung abspeichert, spart
man sich Arbeit und erhält immer wieder gleich aussehende Ergebnisse, was
durchaus wünschenswert ist. Die
Vorlage (Vorl.jpg) wird unbenannt, in diesem Fall in
"m_52_ngc_7635.jpg".
Eine Angabe der Orientierung ist wünschenswert. Dazu kopiere ich meine
"N-W Vorlage" in die Zeichnung und drehe (-->Image-->Rotate) sie
um den aus einem Sternkartenprogramm ermittelten Winkel.
Der Text (Objekt, Instrumentarium, Bedingungen) wird erstellt (-->Text).
Als letzter Vorbereitungsschritt erfolgt die ordentliche Ausrichtung (-->Selection
oder -->Freehand) des Textes. Dazu kann ggf. ein Gitter (-->View-->Grid)
ein- und ausgeblendet werden, welches die Ausrichtung erleichtert.
Sterne
Tip: für alle folgenden Schritte ist es ausserordentlich hilfreich, für das
rein- und rauszoomen eine Computermaus mit mittlerem "Scrollrad" zu
besitzen, auf dem diese Funktion liegt. Weitere
Tips siehe ganz unten...
Angefangen bei den hellsten Sternen werden nun die Sterne passender Helligkeit
aus der Sternvorlage auf die entsprechende Position in die Zeichnung kopiert
(copy und paste(-->"as new selection" falls man mit dem Menüpunkt
-->Edit arbeitet)).
Soll später Nebel um Sterne gezeichnet werden, so ist es ratsam, diese Sterne
auf einen neuen Layer (-->Layers-->New Raster Layer) zu verschieben. Dies
hat den Vorteil, dass die auf dem neuen Layer liegenden Sterne unberührt
bleiben, wenn man den Nebel auf dem "Background Layer" bearbeitet.
Wird dies nicht getan, so muss man den Nebel vorsichtig um die Sterne herum
zeichnen, ohne mit dem "Pinsel" diese mit aufzuhellen/abzudunkeln.
Allerdings muss bei der Layer Methode die Peripherie des entsprechenden Sterns,
nachdem der Nebel fertig gezeichnet ist, der Grundhelligkeit des Nebels
angepasst werden. Trotzdem überwiegen die Vorteile dieser Vorgehensweise die
Nachteile, gerade, wenn viele Sterne im Nebel liegen.
Dazu später mehr...
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