Deep Sky Zeichnungen am PC
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Gasnebel
Um Zeit zu sparen, hat es sich als nützlich erwiesen, die gewünschte
Nebelkontur mit dem Malpinsel (-->Paintbrush) grob grau vorzumalen, um schon
ein gewisses Helligkeitsniveau zu erreichen, welches in den folgenden Schritten
nachbearbeitet/verfeinert werden kann. Form und Helligkeit dieser grauen
Grundlage müssen nur ungefähr passen, bis zum fertigen Nebel bedarf es eh noch
vieler Korrekturen, die das Aussehen dieses "plumpen Blops" drastisch
zum Positiven verändern werden.
Alle Grenzen der "grauen Grundlage" werden nun stark gesoftet. Diese
Funktion kann man, ebenso wie die später benötigten "Lighten" und
"Darken" Funktionen, unter "Retouch" (Handsymbol, siehe
obigen Screenshot) finden und über die mittlere Registerkarte des kleinen
"Tool Options"-Fensters zwischen den verschiedenen Funktionen hin- und
herwechseln. Nach meiner Erfahrung wirkt die Soften-Funktion sehr künstlich,
weswegen ich diese in einem späteren Stadium nicht mehr verwende! Momentan
nimmt es einem aber noch Arbeit ab. Wie schon geschrieben, hat das jetzige
Erscheinungsbild des entstehenden Nebels noch nichts mit dem Endresultat zu tun,
daher würde ich hier das Soften noch anwenden, um die späteren
Helligkeitsverläufe zum schwarzen Hintergrund vorzubereiten.
Ist die "graue Grundlage" viel zu hell/dunkel im Vergleich zum
gewünschten Endergebnis geraten, so kann man die Gamma Korrektur (-->Colors-->Adjust
-->Gamma Correction) des ausgewählten Bereichs so lange verändern, bis die
Helligkeit in etwa richtig ist. Auch hier zahlt es sich wieder aus, wenn die
Sterne auf einen separaten Layer gelegt wurden, ansonsten sind diese von den
Korrekturen mit betroffen-die ursprüngliche Helligkeit wird unerwünscht
verfälscht.
Nun folgt die Feinkorrektur mit Hilfe der Retouch Funktionen "Lighten"
und "Darken". Generell hat es sich bewährt, erst recht starke/grobe
Einstellungen zu benutzen, mit fortschreitendem Ergebnis aber immer
feinere/schwächere Einstellungen anzustreben, bis wirklich nur noch einzelne
Pixel bearbeitet werden. In
diesem Stadium zoome ich ständig stark herein, nehme ein paar Änderungen vor,
zoome heraus um den Effekt zu beurteilen, zoome herein... ein sich immer
wiederholender Vorgang.
Bei den ersten Schritten der Feinkorrektur werden also erst einmal grobe
Veränderungen an Form und Helligkeit vorgenommen, welche auch die bei korrekter
Helligkeitseinstellung des Monitors eigentlich nicht mehr sichtbaren
Helligkeitsverläufe des Nebels zum schwarzen Hintergrund betreffen sollen. Dazu
muss die Helligkeitseinstellung des Monitors "hochgedreht" werden. Die
"eigentlich nicht sichtbaren" Bereiche sind deswegen wichtig, weil sie
beim Eindruck eines sehr diffusen Nebels eine wichtige Rolle spielen. Wenn man
ab der vermeintlichen Grenze zur Unsichtbarkeit aufhört, kann es durchaus sein,
dass die Grenze des Nebels nachher ungewollt hart und abgehackt wirkt. Ausserdem
kann man davon ausgehen, dass mancher Betrachter der Zeichnung seinen Monitor zu
hell eingestellt hat und die vermeintlich unwichtigen Aussenbereiche dann eben
doch sichtbar werden :-( Mit dieser Massnahme steigt natürlich die Ausdehnung
des Nebels über die eigentlich gewünschten Grenzen an, bei korrekt
eingestelltem Monitor ist dies jedoch nicht sichtbar und nur dieser Eindruck ist
für den Betrachter massgebend.
Der Nebel wird mit "Auge", Geduld, verschiedensten Zoomstufen und in
Grösse und Stärke immer feiner werdenden "Pinseln" perfektioniert.
Diese letzten Schritte, mit zum Schluss im 1:1 Zoom kaum noch sichtbaren
Veränderungen, nehmen bei mir die meiste Zeit der gesamten Zeichnungserstellung
in Anspruch. Wie schon geschrieben, wird NUR NOCH "Lighten" und
"Darken" verwendet, "Soften" ist in diesem Stadium für mich
längst schon tabu!
Ist der Nebel fertig gezeichnet, so werden zum Schluss noch die Aussenbereiche,
der auf dem zweiten Layer abgelegten Sterne, in ihrer Helligkeit der Helligkeit
des Nebels angepasst.
"Grieseliger
Hintergrundnebel" des unaufgelösten Sternhaufens
Nebel ist nicht gleich Nebel. Während Gasnebel mehr oder weniger diffus
leuchten, erscheinen die in unaufgelösten Sternhaufen enthaltenen
Hintergrundsterne manchmal als "grieseliges" Leuchten, aus dem immer
wieder schwache Sternchen aufblitzen, ohne wirklich in Helligkeit und Lage
erfassbar zu sein.
In diesem Fall habe ich die Sterne auf dem "Background Layer"
belassen, um zu zeigen, dass es so mit ein wenig Übung und Vorsicht auch gehen
kann. Man sollte von Fall zu Fall abwägen... Wie
beim Gasnebel male ich hier auch wieder grau vor und bin dabei nicht besonders
zimperlich, es handelt sich ja nur um die grobe Grundlage.
Nun mit einem stark wirkenden, dabei aber wenig dichten Pinsel dem Hintergrund
durch Aufhellen und Abdunkeln den körnigen Charakter verleihen.
Den recht stark wirkenden Pinsel verkleinern und Feinkorrekturen am
Erscheinungsbild vornehmen, dabei die helleren Sterne in den "Nebel"
integrieren. Es
ist eine möglichst unregelmässige, bei korrekter Helligkeitseinstellung und
1:1 Zoom an der Grenze der Wahrnehmbarkeit liegende Struktur anzustreben, die in
ihrer wahllosen Verteilung der leicht hervorgehobenen, aber immer noch schwachen
Sternpünktchen ein Symbol (!) für unaufgelöste Sterne darstellt und die
wirkliche Sternverteilung nicht zu 100% wiedergibt. Es soll in diesem Fall also
nur eine Illusion geschaffen werden! Dieser
Umstand sollte allerdings in einer schriftlichen Beschreibung der Zeichnung
betont werden, damit der Betrachter nicht auf die Idee kommt, es würde sich
hier tatsächlich um reale Sternorte und –helligkeiten handeln!
Nun noch evtl. letzte Feinheiten in
allen Details der Zeichnung verbessern und... Fertig! :-)
Die fertige Zeichnung:
Die zugehörige Beschreibung der Objekte:
"M 52: selbst mit dieser schwachen Vergrösserung und [OIII] Filter
ein auffälliges Objekt. Ein besonders heller Stern, etwa 10 schwächere vor
"körnigem" Hintergrund, aus dem immer wieder einige sehr schwache
Sterne aufblitzen (durch die ganz schwachen, wahllos verteilten Sterne
angedeutet). Am östl. Rand, zwischen zwei ca. 10-11mag Sternchen, deutliche
Verdichtung. Hier stehen offensichtlich einige unaufgelöste Sterne auf engstem
Raum.
NGC 7635: um einen etwa 8-9mag
Stern ist
mit [OIII] Filter sofort ein rundlicher, deutlicher Nebel sichtbar.
Schnell
fällt auf, dass dieses rundliche Nebelhalo um den Stern elliptisch
ist und die
nordwestliche Seite etwas heller als die gegenüberliegende
erscheint. Ausserdem
scheint die M 52 zugewandte, lange Seite des Bubbles generell
schwächer und
etwas schärfer zum Raum begrenzt als die diffuser wirkende
abgewandte Seite
(kommt auf der Zeichnung nicht so gut). Nach längerer Beobachtung
scheint es
so, als ob der Nebel in Form kleiner Ansätze am Hauptkörper
noch etwas
länglicher und leicht von M 52 weggebogen ist. Später hat
sich herausgestellt, dass ich die Bogenansätze des Bubble-Nebels
wieder falsch herum
gezeichnet habe :-("
___
Noch mal ein paar Tips, die den Gebrauch von Paint Shop Pro erleichtern:
- für immer wiederkehrende Zeichnungsteile Vorlagen anlegen (Sterne, ...)
- während des gesamten Zeichenvorgangs ständig mit verschiedenen Zoomfaktoren
und Helligkeitseinstellungen des Monitors spielen, um sich nicht unnötig die
Augen verrenken zu müssen und genauer arbeiten zu können
- Sterne auf separaten Layer (oben beschrieben) kopieren, um diese von
Korrekturen am umgebenden Nebel unbeeinflusst zu lassen
- mit Gamma Korrektur globale oder gezielt ausgewählte Bereiche in ihrer
Helligkeit verändern/anpassen
- wenn möglich, Arbeit im frühen Stadium der entstehenden Zeichnung (vor allem
bei Nebeln) erleichtern
- wenn z.B. mit der "Freehand" Funktion bestimmte Bereiche ausgewählt
werden sollen und man die gewünschte Auswahl nicht richtig trifft, so kann man
mit gehaltener "Shift-Taste" weitere Pixel der Auswahl hinzufügen
oder mit gehaltener "Strg-Taste" Pixel aus der Auswahl heraus nehmen
- "Soften" im späteren Stadium vermeiden, wirkt künstlich
- mit fortschreitendem Stadium der Zeichnung zu immer feineren und kleineren
Werkzeugen tendieren
- eigentlich unsichtbare Aussenbereiche mit bearbeiten um diffusere Grenzen zu
erzielen
- um beim Zeichnen präziser "zielen" zu können, kann man in dem
kleinen "Tool Options"-Fenster unter der ganz rechten Registerkarte
die Option "Show Brush outlines" aktivieren. Die aktuelle Pinselform
und -grösse ist nun immer sichtbar
- Üben, üben, üben...
Und zum Schluss noch eine alte (1998) Zeichnung der selben Gegend :-) Da ich
damals beim Bubble Nebel falsche Details erkannt haben will, war diese Zeichnung
der Grund für mich, die beiden Objekte noch mal mit mehr Beobachtungsroutine
neu zu zeichnen. Man erkennt gut die Unterschiede in meiner Erfahrung im Umgang
mit dem Programm...
Bei Fragen, Anregungen oder Kritik an diesem Bericht: Email an Adresse im linken
Frame :-)
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