Unberkanntere Winterhimmelobjekte
Forenbeitrag auf Astrotreff


Hallo Forum,
endlich habe ich wenigstens einen Teil meiner Zeichnungen vom Rhön Trip letztes Wochenende fertig. Insgesamt konnte ich sieben Zeichnungen durchziehen. Vier davon möchte ich in diesem kleinen Bericht vorstellen, den Rest gibt's dann im Rahmen meines "Mehrfachobjekte" Projektes.

Da hier im Forum die Bedingungen unseres kleinen Rhöntreffs ja schon ausführlich niedergeschrieben wurden gehts nun direkt an's Eingemachte:


Ein genialer Sternhaufen, dank seiner Helligkeit auch schon bei wesentlich schlechteren Bedingungen. Sofort beim Blick durchs Okular wird klar, warum NGC 2169 (Ori) ähnlich dem "ET-Sternhaufen" NGC 457 in der Cassiopeia ein richtiges "Spassobjekt" ist: im Raum schwebt ganz eindeutig eine stellare "37"!
Warum hat Messier diesen wirklich sehr hellen Sternhaufen übersehen? Er hätte sich ungemein gut als Messier 37 in seinem Katalog gemacht ;-)


Ok, M 78 (Ori) ist kein wirklich unbekanntes Objekt, geriet mir aber in besagter Nacht auch in die Schusslinie und darf in diesem Bericht deswegen natürlich auch nicht fehlen. Schon bei schlechteren Bedingungen kann man erkennen, dass die nordwestliche Grenze des Nebels wesentlich schärfer zur Nacht abgerenzt ist (vorgelagerter Dunkelnebel) als die sehr diffus, fächerförmig auslaufenden übrigen Nebelgrenzen. Unter diesem sehr transparenten Rhönhimmel treten nun aber auch noch ganz deutlich weitere Details im Nebel zutage. Um alle drei eingebetteten Sterne scheint der Nebel heller, zwischen den beiden hellsten Sternen fängt (erst in hartem Kontrast, dann immer undeutlicher werdend) ein hackenförmiger Dunkelnebel an, der nach einer scharfen Kurve nach Westen aus M 78 heraus läuft. Auf den zweiten Blick geht von diesem DN in der "Kurve" ein weiterer, aber kontrastschwächerer Dunkelnebel nach Osten ab. Insgesamt wirkt der ganze Nebel wie marmoriert, genauere Strukturen lassen sich aber nicht eindeutig fassen.
NGC 2067 (Ori) hingegen ist alles andere als einfach. Von M 78 durch die markante Dunkelwolke getrennt, erscheit dieser schwache Nebel als längliches Filament, welches sich von einem Stern nach Westen fortsetzt, um dann diffus im Raum zu verschwinden. Alleine die sichere Sichtung ist unter nicht optimalen Bedingungen sehr schwer und so bin ich mit dem gesehenen äusserst zufrieden. NGC 2071 (Ori) ist gut als runder Nebel um einen etwa 10mag Stern zu erkennen. Die Sichtung ist nicht schwer und gelang mir auch schon mit einem 4,5"er mit nur 20facher Vergrösserung! Weitere Details lassen sich diesem Reflexionsnebel leider nicht entlocken.


Ausgehend vom Weihnachtsbaumsternhaufen NGC 2264 findet sich etwa 2° westlich dieses interessante Feld: Ein wirklich schönes, nicht schweres Pärchen bestehend aus zwei Reflexionsnebeln, welches aber trotzdem kaum Beachtung findet.
NGC 2245 (Mon) ist sehr hell und erinnert sofort wegen seiner kometarischen Form an M 78 oder "Hubbles veränderlichen Nebel" NGC 2261, welcher sich tatsächlich auch nur etwa 2° entfernt finden lässt. Die nordöstliche Begrenzung ist sehr gut als scharfe Kante um den eingebetteten Stern herum zu erkennen, die gegenüberliegende Seite läuft wieder diffus in den Raum aus. Der Nebel scheint direkt im Zentrum, südwestlich des Sterns am hellsten. NGC 2247 (Mon) ist zwar etwas schwächer, ist aber immer noch sehr gut als diffuses, rundes Wölkchen um einen 9mag Stern erkennbar.


"Hinds var. Nebel" NGC 1555 im Stier! Bei diesem Kaliber geht meinem 10"er dann doch das Licht aus und so wird dem Übeltäter massiv mit schwererem Gerät zu Leibe gerückt: Roland Herrmann leiht mir kurz seinen 24"er und so kann der Nebel noch so schwächlich rüberkommen, er hat letztlich keine Chance sich vor 60cm Öffnung zu verstecken, HA! Schnell war der veränderliche Stern T Tauri gefunden, der für das schwache Nebelglimmen verantwortlich sein soll. Und tatsächlich, Hinds var. Nebel präsentiert sich als unscheinbare "Bohne"- ganz eindeutig zu erkennen aber beileibe nicht einfach! Mir schien es so, als wäre das nördliche Ende des ca. 90° Bogens leicht heller, spätere Recherchen ergaben aber genau das Gegenteil: auf Fotographien ist das südliche (!) Ende deutlich der hellste Teil des Nebels. Nun gut, war also eine Fehlsichtung meinerseits. Aber diesen schwierigen Nebel überhaupt mit seiner Bohnenform sehen zu können ist schon eine tolle Sache und so kann ich mit dieser kleinen Schmach leben ;-) Kaum zu glauben, dass Uwe Glahn den schon mit 16" erwischen konnte. Vielleicht postet er seine grenzwertige Zeichnung ja hier noch mal!?


So, das war's auch schon. Eigentlich hätte ich gerne noch mehr gezeichnet aber die schiere Gier nach Genussspechteln mit den 24"ern am Platz hat mich dann doch allzu häufig übermannt und so musste ich mich mit dem Geschafften zufrieden geben. Aber auch die extrem vielen Objekte in den anderen Geräten waren ein absolutes Erlebnis (vielen Dank vor allem an Roland!) und so war auch diese Nacht in der Rhön wieder mal ein Volltreffer!