Wenn man an Planetarische Nebel denkt, dann fällt einem natürlich so ziemlich als erstes...
...Abell 1 (PK 119+06.1, Cep) von George Abell ein, der seinen Katalog mit 86 Objekten 1966 unter dem Titel "Properties of Some Old Planetary Nebulae" veröffentlichte, allesamt entdeckt auf den "fotofrischen" Platten des 48" Schmidtspiegels des Mount Palomar Observatoriums, heute auch unter POSS (Palomar Observatory Sky Survey).
Selbst auf den DSS II Aufnahmen (Rot und Blau) ist von Abell 1 kaum etwas zu erkennen, was bei einer Flächenhelligkeit von nur 17m5/Quadratbogenminute auch nicht weiter verwunderlich ist. Unglücklicherweise stellt das erste Objekt in Abells PN Katalog auch eines der schwierigsten Objekte dar. Da verwundert es auch nicht, dass der Beobachtungsversuch von Uwe mit 16", im Vergrößerungsbereich 51-129x mit [OIII] Filter und unter einem 7m0 Himmel negativ endete. Eintrag im Beobachtungsbuch: "absolut nichts zu sehen".


Baade 1 (PK 171-25.1, Tau) ist der einzige Eintrag im "Katalog" von Walter Baade (Ba), der im April 1935 als Artikel (eher eine kurze Notiz) unter dem Namen "A new planetary nebula" erschien. Baade entdeckte den Nebel auf einer Aufnahme des 1m Spiegelteleskopes der Bergedorf Sternwarte in Hamburg und bestätigte die Natur des Objektes auf späteren Aufnahmen am 2,5m Teleskop auf dem Mount Wilson. Außerdem veröffentlichte Walter Baade 1955 einen Artikel über "Planetary nebulae in M 31", der Katalog nennt sich [B55]. Doch hier dürfte sich die Nummer 1 sehr weit jenseits der Reichweite der Amateure befinden :-)

Die mit Vorsicht zu genießende Flächenhelligkeit von 12m8 aus der Literatur, welche sich über eine 40" durchmessende Scheibe verteilt, täuscht definitiv über die Schwierigkeit des Objektes hinweg!

"Baade 1 ist mit 200x (2mm AP) und [OIII] Filter erstaunlich eindeutig, die meisten Abell-PN sind sicher schwieriger! Indirekt lässt sich eine schwache, strukturlose Fläche ständig halten, deren Größe sich aber schwer einschätzen lässt. Position in Guide falsch - der PN müsste etwa 3‘ weiter nordöstlich als dargestellt liegen."


Bohm-Vitense 5-1 (PK 119+00.1, Cas) ist Objekt Nummer 1 in einem Katalog mit nur 3 Einträgen, der 1956 von Erika Böhm-Vitense (Uni Kiel) unter dem Namen "Extragalactic Nebulae Close to the Galactic Plane" veröffentlicht wurde. Eigentlich geht es in diesem Artikel um eine Galaxiendurchmusterung, die 3 PN werden nur beiläufig erwähnt.

Für die Ausdehnung wird in der Literatur 18" angegeben, nähere Angaben zur Helligkeit lassen sich jedoch nicht finden. Allerdings erscheint BV 5-1 auf den Blau-Aufnahmen des DSS II deutlich heller als im Roten, was dem visuellen Beobachter prinzipiell Mut macht.

"Das Aufsuchen des Zielgebietes mit schwacher Vergrößerung macht in dieser Milchstraßenregion in der Kassiopeia besonders viel Spaß - mehrere Dunkelnebel sind im Sterngewimmel sichtbar! Mit einem DSS Ausdruck lässt sich die Position dieses sehr schwierigen PN exakt bestimmen. Mit 300x (1,3mm AP) und UHC Filter blitzt an der richtigen Position immer wieder aber an der Grenze der Wahrnehmbarkeit eine kleine, struktur- und formlose Fläche auf. Eine kleine Sterngruppe unmittelbar nordwestlich kann bei Filtereinsatz schnell einen schwachen PN vortäuschen! Da der Nebel mit indirektem Sehen immer wieder gehalten werden kann und "nicht-sternförmig" erscheint, ist die Sichtung eindeutig positiv."


Howell-Crisp 1 (PK ---, Gem) ist erst am 4.11.2006 im Rahmen des Deepsky Hunters Projektes (DSH) von den Amateuren Michael Howell und Richard Crisp fotografisch entdeckt worden, am 16.11.2006 geriet er Uwe als Erstbeobachter vor die Flinte! Die Entdeckeraufnahmen zu diesem Newbie im allgemeinen Kataloggewimmel gibt es hier.
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Zeichnung mit 16" f/4,5 Newton, Vergrößerung 225x, [OIII] Filter, Grenzgröße fst 6m8
"Von den DSH 2006 entdeckter PN. Schwach, aber indirekt mit [OIII] zu halten. Der PN ist als etwa 1' große, runde, gleichmäßig ausgeleuchtete Scheibe zu sehen und ist gut gegen den Hintergrund abgegrenzt. Der PN befindet sich etwa 1' östlich von drei schwachen (14-15mag), ein spitzes Dreieck bildenden Sternen." Anschließende Beobachtungen haben jedoch gezeigt, dass der PN auch mit kleineren Öffnungen von bis zu 10" beobachtet werden kann.


Und auch Edwin Hubble hat sich nicht nur den Galaxien gewidmet: Hubble 1 (PK 138+02.1, Cas) ist natürlich als IC 289 besser bekannt ;-)
Die Hälfte der 10 Hubble PN lässt sich auch in bekannteren Katalogen wieder finden:
Hubble 1=IC 289
Hubble 2=NGC 2818A (im Sternhaufen NGC 2818 am Südhimmel)
Hubble 3=NGC 6072
Hubble 6=IC 4670
Hubble 9=NGC 7048
Hubble 4, 5, 7, 8 und 12 dagegen haben kein prominenteres Kürzel, Hubble 10 und 11 scheinen nicht zu existieren. Es könnte sein, dass Hubble die vorher schon bekannten PN im Rahmen einer Untersuchung nochmals auflistete und diese Liste dann in die Literatur einging - weiter gehendes dazu war von uns aber nicht zu finden und so kann über den Grund nur spekuliert werden.

Mit einer Flächenhelligkeit von 11m8, welche sich auf 42"x28" verteilt ist Hubble 1 zwar nicht gerade hell, im Vergleich zu einigen anderen Kandidaten aber immer noch als sehr einfach zu bezeichnen.

"Mit Aufsuchvergrößerung (66x, 6mm AP) und ohne Filter zwar schwach und klein, aber schon erkennbar. Nebelfilter helfen für die reine Sichtung des PN wenig, mit höherer Vergrößerung (300x, 1.3mm AP) lassen sich die Strukturen mit [OIII] Filter aber besser erkennen als ohne Filter. Bei dieser Vergrößerung ist der PN zwar schon recht schwierig erkennbar, dafür aber auch groß genug, um auf Detailsuche gehen zu können: erstaunlich eindeutig lässt sich erkennen, dass es sich um einen dünnen, stark elliptischen Lichtring handelt - die Nebelgrenze zum schwarzen Ringinneren ist sehr scharf begrenzt. Die Ringhälfte nördlich des Mittelpunktes ist deutlich heller als alles, was südlich davon liegt. Hier ist der Nebel sehr lichtschwach und die Grenzen zum Raum lassen sich schwer erkennen. Auffällig scharf begrenzt ist dagegen die äußere Nebelgrenze im Norden. In dem nördlichen, hellen Bereich des Ringes scheint die Helligkeit ungleichmäßig verteilt zu sein, am nordwestlichen Rand blitzt immer wieder eine stellare Aufhellung auf - entweder ein Stern oder der hellste Nebelteil."


Vom Eseltreiber über Hausmeister am Mount Wilson Observatorium bis zum Mitarbeiter unter z.B. Hubble und fast Entdecker von Pluto - Milton Humason ist ebenfalls ein großer Name, der am Himmel in Form der 3 Planetarischen Nebel Humason 1-1 (PK 119-06.1, Cas), Hu 1-2 und Hu 2-1 verewigt ist.

Durch die Flächenhelligkeit von 7m6 kann man Hu 1-1 zu den einfach zu erkennenden Objekten zählen. Damit sich allerdings die nur wenige Bogensekunden kleine Nebelscheibe von einem Stern unterscheiden lässt sind hohe Vergrößerungen und ein gutes Seeing notwendig.

"Schon mit 100x Vergrößerung (4mm AP) und direktem Sehen erscheint Humason 1-1 als kleines Sternchen in sternreicher Umgebung. Mit 600x (0,65mm AP) ist bei außergewöhnlich gutem Seeing eine durchaus helle, runde und scharf begrenzte Scheibe von <10" sichtbar, die zuerst gleichmäßig hell erscheint. Der westliche Rand ist leicht heller, die Mitte leicht dunkler als die Durchschnittshelligkeit des PN - eine Ringform deutet sich an! Der PN erscheint etwas größer als die in der Literatur angegebenen 5", vielleicht etwa 8".
Während der Beobachtung flog als i-Tüpfelchen ein etwa 12-13mag heller Satellit langsam durch die winzig kleine Scheibe-Volltreffer!"


Auch Jones 1 (PK 104-29.1, Peg) ist wie z.B. Baade 1 Einzelgänger, bis zu ihrem Tod 1966 fand Rebecca Jones nur diesen PN alleine (s.u. "JnEr 1") Bereits 1941 entdeckte sie diesen PN auf den Metcalf Fotoplatten des Harvard College Observatoriums, berichtete aber nicht weiter von dieser Entdeckung. Erst nach einem Hinweis von Minkowski wurde dieser PN im Jahre 1949 von Miller und van Dien in einer Druckfehleranmerkung vom Titel "A Large New Planetary Nebula" das erste Mal wissenschaftlich erwähnt.

Die Ausdehnung am Himmel beträgt etwa 5'. Die in der Literatur angegebene Flächenhelligkeit von 18m5 muss falsch sein, im Vergleich zu den anderen hier vorgestellten Objekten sollte ein Wert von vielleicht 12-13mag die wahre Schwierigkeit für den Beobachter realistischer erscheinen lassen.
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Zeichnung mit 16" f/4,5 Newton, Vergrößerung 129x, [OIII] Filter, Grenzgröße fst 7m3
"Schwacher und großflächiger PN, der am besten bei mittleren AP's (3mm) und [OIII] Filter zu sehen ist. Auf den ersten Blick zeigt sich ein nach Osten hin offener Bogen als Halbkreis. Die südlichen und nördlichen Bogenanteile sind heller als das verbindende Westteil. Der nördliche Abschnitt stellt den hellsten Bogenabschnitt mit leicht geschwungener Struktur dar, während dessen das Südteil etwas schwächer und etwa 1:5 Ost - West elongiert erscheint. Der PN ist im Inneren nicht völlig dunkel."


Jones-Emberson 1 (PK 164+31.1, Lyn) wurde wie Jones 1 auf den fotografischen Platten des 16" Metcalf Refraktors gefunden. 1939 veröffentlichten die beiden Entdecker Rebecca Jones und Richard Emberson ihre Neuentdeckung der Fachwelt in einem Artikel mit dem Titel "A Large New Planetary Nebula". Auch, wenn heute einige PN mit weit größerer Ausdehnung bekannt sind, so hatten die beiden Entdecker mit "Large" damals auch wirklich "Large" gemeint - zur Zeit der Veröffentlichung waren mit Hantel- und Helixnebel nur zwei größere PN bekannt! Die Verwechslungsgeschichte mit einem benachbarten Galaxienpärchen aus dem NGC Katalog kann hier nachgelesen werden.

16m1 verteilen sich hier über eine Fläche von 450"x400", damit kann an eine erfolgreiche Sichtung nur unter guten äußeren Bedingungen gedacht werden. Allenfalls die beiden hellsten Kondensationen könnten auch unter mäßigen Bedingungen mit Filtereinsatz möglich sein.
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Zeichnung mit 16" f/4,5 Newton, Vergrößerung 100x, [OIII] Filter, Grenzgröße fst 6m8
"Großer, annähernd runder PN mit zwei leicht gegeneinander versetzte Knoten. Der Südost Knoten ist breiter und läuft nach Nord hin dünner aus. Der Nordwest Knoten zeigt sich schmal und läuft gerade nach Süden aus. Der PN scheint nach Nordost und Südwest hin offen zu sein. In der Mitte erscheint der PN dunkler, ist aber nicht völlig schwarz. Trotz [OIII] Filter scheinen drei Sterne durch den PN."


Im Vergleich zu den beiden vorherigen PN ist Merill 1-1 (PK 052-02.2, Aql) ein absoluter Winzling. Zur Entdeckung des nur 3" kleinen PN konnten wir keine Informationen finden, wir stießen lediglich auf zwei weitere Objekte aus dem Merill-Katalog, Me 2-1 und Me 2-2.

"Mit 66x Vergrößerung und [OIII] Filterblink reagiert ein ~12mag Stern im Zielgebiet sehr deutlich! Mit 600x (ohne Filter, 0,65mm AP) ist der PN gerade so als sehr kleine Scheibe sichtbar. In der Mitte scheint immer wieder der Zentralstern (etwas sternförmiges hebt sich zumindest leicht hervor) heraus zu blitzen. Detail kann ich in diesem Winzling nicht erkennen."


Mit nur 1" Ausdehnung ist Pease 1 (PK 065-27.1, Peg) der weitaus kleinste PN in dieser Zusammenstellung. Kein Wunder, immerhin befindet sich Pease 1 etwa 33600 Lj von uns entfernt, inmitten des Sterngewimmels des Kugelsternhaufen M 15! Damit ist Pease 1 eine Besonderheit. Außer ihm sind nur drei weitere PN bekannt sind, die sich in mitten von Kugelsternhaufen befinden. Das erste Mal tauchte Pease 1 noch als Stern "Kustner 648" in einer Arbeit über die Photometrie der Sterne in M 15 im Jahr 1921 auf. 1928 entlarvte dann F.G. Pease in seinem Artikel "A Planetary Nebula in the Globular Cluster Messier 15" den vermeintlichen Stern mit Hilfe des 2,5m Reflektors auf dem Mount Wilson als stellaren PN, der sich mit Hilfe von Filtern und Spektroskopie als solcher eindeutig klassifizieren lies. Auch Milton Humanson (s.o.) war bei dieser Entdeckung einmal wieder als Helfer mit von der Partie...

Den visuellen Beobachtern gilt Pease 1 aufgrund seiner Lage seit jeher als Herausforderung. Eine exzellente Zusammenstellung zum Objekt selber (mit genauen Aufsuchkarten) und den erfolgreichen Beobachtungen findet sich hier.
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Zeichnung mit 16" f/4,5 Newton, Vergrößerung 515x, Filterblink mit [OIII] Filter, Grenzgröße fst 7m2
"Dieser PN im Kugelsternhaufen M 15 ist bei 515x und [OIII] - Blink zwischen Okular und Auge deutlich als immer mit [OIII] Filter auftauchendes, stellares Objekt zu sehen. Er sitzt am nördlichen Ende eines Sternklumpens auf, welcher sich vom Kern von M 15 kommend zu sehen ist. Für die erfolgreiche Beobachtung ist neben [OIII]-Blink und gutem Seeing eine genaue Aufsuchkarte unabdingbar, um die exakte Position des PN zu lokalisieren."


Während sich Ronald Weinberger (Innsbruck) und Alois Purgathofer (Wien) noch 1979 in dem Artikel "Some observations of Stephenson's planetary nebula" mit dem PN Stephenson 3-1 herum schlugen, gelang ihnen nur ein Jahr später ihre erste eigene Entdeckung auf den POSS-Platten, welche sie in "A huge new nearby planetary nebula" vorstellten. Es handelte sich um den wahrhaft riesigen Nebel Purgathofer-Weinberger 1 (PK 158+17.1, Lyn), der mit einem Durchmesser von etwa 20' heute immerhin noch Platz 6 in der Rangliste der größten Planetarischen Nebel einnimmt.

Aufgrund seiner sehr niedrigen Flächenhelligkeit von 23m7 im Roten- bzw. 26m3 im Blauen ist PuWe 1 für visuelle Beobachter eine extrem harte Nuss, bislang sind sehr wenige positive Sichtungen des Objekts bekannt geworden. Uwe vermerkt nach einem Beobachtungsversuch unter sehr guten Bedingungen: "PN vermutet, visuell nicht eindeutig nachzuvollziehen.", hat aber nach Vergleichsbeobachtungen wahrscheinlich den hellsten Bogenabschnitt des PN gesehen.

Bei einem erneuten Beobachtungsversuch gelang nun die eindeutige Sichtung!
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Zeichnung mit 16" f/4,5 Newton, Vergrößerung 51x, [OIII] Filter, Grenzgröße fst 6m9
"Einer der größten Planetarischen Nebel am Himmel ist gleichzeitig auch einer der schwächsten, leider. Zeigen sollte sich theoretisch eine 20' im Durchmesser messende Blase...und praktisch zeigt sie sich auch. Endlich, ich hab den Burschen. Beobachten tue ich bei maximaler AP von 7,8mm, was am 16" eine Vergrößerung von 51x und ein Feld von knapp 1,2° ergibt. [OIII] Filter ist auch Pflicht. Bei stehendem Fernrohr ist kaum was vom PN zu sehen. Am ehesten ein etwas hellerer Bereich im SW. Bei bewegtem Fernrohr muss aber die "Hosen runter lassen" und zeigt sich als gar nicht so schwere, 20' große, runde Aufhellung. Dabei ist er sogar so auffällig, dass ich ihn beim verlieren der Referenzsterngruppe beim Schwenken wieder finde, genial."